"Einmischen und dagegenhalten! - Zum Umgang mit rassistischen Anfeindungen im Kontext von Flucht und Asyl"

Die Lage ist ernst. Bis September 2016 wurden allein in Nordrhein-Westfalen über 200 Angriffe auf Asylsuchende und ihre Unterkünfte verübt, darunter 37 Brandanschläge. 34 Asylsuchende wurden bei Übergriffen verletzt. Nicht selten nehmen die TäterInnen für sich in Anspruch, im Namen einer „schweigenden Mehrheit“ zu handeln. Auf lautstarke Unterstützung können sie vor allem in den Sozialen Netzwerken zählen. Auch BürgerInnenversammlungen bieten immer wieder gerade jenen ein Forum, denen es kaum um die Diskussion berechtigter Sachfragen geht, sondern vor allem darum, den eigenen Vorurteilen Luft zu verschaffen.

Zudem schüren extrem rechte AkteurInnen ressentimentgeladene Stimmungen. Aber auch die AfD nutzt das Thema für sich. Seit Herbst 2015 hat die rechtspopulistische Partei in NR W etliche Kundgebungen durchgeführt, die sich gegen das angebliche „Asylchaos“ richteten.

Doch ihre Parolen stoßen nicht nur auf Zustimmung. Kreativ und lautstark treten zivilgesellschaftlich Engagierte der Hetze entgegen. Ungeachtet der Behauptung vom „notariell besiegelten Ende der Willkommenskultur“ ist auch der ehrenamtliche Einsatz ungebrochen. Überall im Land übernehmen Initiativen Patenschaften für Geflüchtete, geben Deutschkurse, stellen Freizeit- und Sportangebote auf die Beine oder sensibilisieren in ihrem Umfeld für die Situation von Asylsuchenden. Damit setzen die Aktiven nicht zuletzt ein Zeichen gegen Rassismus.

Dieser Anspruch erscheint angesichts der wachsenden gesellschaftlichen Polarisierung wichtiger, aber auch schwieriger denn je. Rassismus spiegelt sich nicht nur in Hetze und Gewalttaten, sondern auch in behördlichem Handeln gegen Geflüchtete und den Asylrechtsverschärfungen der letzten Jahre.

Mit Anfeindungen müssen sich zunehmend auch UnterstützerInnen in der Flüchtlingsarbeit auseinandersetzen: In BürgerInnenversammlungen, an Infoständen oder im Freundes- und Familienkreis. Welche Möglichkeiten gibt es, auf rassistische Mobilisierungen gegen die Unterbringung von Asylsuchenden in der Nachbarschaft zu reagieren? Wie kann ein angemessener Umgang Hasspostings im Internet aussehen? Aber auch: welche blinde Flecken und klischeehaften Projektionen auf Geflüchtete gilt es in der Unterstützungsarbeit selbst zu reflektieren?

Auf vielfache Weise hat sich die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in NRW in den vergangenen Monaten mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigt. In zahlreichen Fällen haben wir kommunale Verwaltungen, Ehrenamtsinitiativen, Vereine und Verbände im Umgang mit rechten und rassistischen Anfeindungen beraten, an der Moderation von Informationsveranstaltungen mitgewirkt und dabei geholfen, Handlungsstrategien zu entwickeln, die eine menschenrechtsorientierte Streit- und Diskussionskultur fördern. Überall treffen wir auf AkteurInnen, die mit Ausdauer, Kreativität, beeindruckenden Erfahrungs- und Wissensschätzen und nicht zuletzt einer klaren Haltung auftreten.

Ein Teil dieser Erfahrungen ist in diese Handreichung eingeflossen, die in kompakter Form all jenen eine Hilfe sein soll, die sich beruflich oder im Rahmen ihres ehrenamtlichen Engagements mit rassistischen Anfeindungen und rechtspopulistischen Polemiken auseinandersetzen müssen. Eine alle denkbaren Situationen in den Blick nehmende Broschüre können und wollen wir nicht vorlegen. Wenn wir jedoch dazu beitragen können, erste Ideen und Denkanstöße zu liefern, ist der Zweck dieser Handreichung erfüllt.

Herausgeberin: Mobile Beratung im Regierungsbezirk Münster. Gegen Rechtsextremismus, für Demokratie (mobim) im Geschichtsort Villa ten Hompel der Stadt Münster.
(www.mobim.info)

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